In Teilen unserer Stadt wird gerade intensiv über das Hallenbad diskutiert. Leider werden dabei auch Informationen verbreitet, die ohne jede Grundlage sind. Hier wollen wir gerne erklären, worum es geht und was beschlossen wurde oder demnächst beschlossen wird. Sollten Sie weitere Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns.

Soll das Hallenbad wirklich geschlossen werden?
Nein, soll es nicht. Wir wollen aber die Zeiten, in denen freies Schwimmen möglich ist, auf das Wochenende begrenzen. Werktags sollen mit Priorität Schwimmkurse für Kinder stattfinden, die Vereine trainieren und die DLRG-Wasserrettung üben können. Das soll zunächst bis Ostern 2023 gelten. Danach wird die Situation neu beurteilt.
Warum will die Mehrheitsgruppe im Stadtrat das machen?
Weil wir uns mitten in einer tiefen Krise befinden. Insbesondere in Hinblick auf die Energieversorgung. In allen Bereichen unseres Landes muss Erdgas eingespart werden. Mindestens 20 Prozent. Das gilt auch für uns in Schortens. Hallenbäder gehören zu den größten Energieverbrauchern. Deshalb schließen andere Kommunen in Niedersachsen bereits ihre Bäder. Unter anderem die Gemeinde Wangerland.
In Schortens haben wir auch noch das Bürgerhaus, das ähnlich viel Energie braucht wie das Bad. Dazu kommen alle weiteren städtischen Gebäude. Unter anderem Wohnungen. Dort können wir nicht überall die Temperatur so absenken, so dass es wirklich zu mindestens 20 Prozent Ersparnis kommt. Das gilt für die Grundschulen und Kitas wie auch für Wohnungen, in denen ja Menschen leben. Energiesparen ist angesagt. Und wir nehmen das sehr ernst.
Was geht es uns in Schortens an, wenn andere ihre Bäder schließen?
In einer Krise solchen Ausmaßes ist es wichtig, solidarisch zu sein. Das Wangerland hat seine Bäder geschlossen. Die dortige DLRG kann also nicht mehr trainieren. Zudem können Kinder dort nicht mehr das Schwimmen erlernen. Um insgesamt Erdgas einzusparen, haben wir vorgeschlagen, dass im Landkreis Friesland nur noch zwei Bäder über den Winter geöffnet bleiben sollen. Eines im Nordkreis und eines im Südkreis. Wangerland hat diesen Schritt vollzogen und spart Energie. Nun ist es an uns, unseren Teil beizutragen, in dem nicht nur Kinder aus dem Wangerland, sondern aus dem gesamten Nordkreis im Schortenser Bad Schwimmkurse besuchen können und auch die DLRG-Wangerland trainieren kann.
Ist der Bedarf denn so groß?
Nach Informationen, die wir aus unserer Stadtverwaltung bekommen haben, ja! Im August 2022 sprach die Verwaltung davon, dass mehr als 230 Kinder auf den Wartelisten für Schwimmkurse stehen. Damals wurde mitgeteilt, dass aus den umliegenden Kommunen Sande, Jever und dem Wangerland noch deutlich mehr Kinder zu erwarten sind, so es denn mehr Kursangebote gebe. Grundsätzlich ist davon ausgehen, dass der Bedarf sehr groß ist. Während des Badumbaus konnte kein Unterricht stattfinden. Dann kam Corona und das Bad war viele Monate geschlossen. Über Jahre fand nur in sehr geringem Umfang Schwimmausbildung statt. Deswegen können viele Kinder nicht oder nur schlecht schwimmen.
Aber das Schortenser Bad muss doch auch beheizt werden. Wo ist die Ersparnis?
Zunächst einmal hat die Gemeinde Wangerland ihre Bäder geschlossen und spart damit sehr viel Energie. In Schortens haben wir uns dafür eingesetzt, dass der vorhandene Biomassekessel stärker genutzt wird und nicht das mit Gas befeuerte Blockheizkraftwerk. Bislang sparen wir dadurch schon 70% Gas. In Varel ist man schon weiter. Das Hallenbad dort wird zu 100 % mit Gas aus einer Biogasanlage geheizt. Wenn wir sparsam genug sind, könnte ein kompletter Verzicht auf Gas möglich sein. Aber auch die Heizung mit Hackschnitzeln kostet eine Menge Geld. Das darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden.
Aber warum muss sich die Stadt Schortens besonders engagieren?
Weil wir in Friesland nicht allein sind. Und weil auch die Stadt Schortens auf die Solidarität unserer Nachbarn angewiesen ist. Das Hallenbad wird langfristig von der Stadt Schortens nicht allein zu betreiben sein. Für dieses Jahr rechnet die Verwaltung mit einem Zuschussbedarf aus Steuermitteln von rund 600.000 € und in den Folgejahren sind schon deutlich über 800.000€ angekündigt. Nicht enthalten sind darin die Kosten, die das aufgenommene Darlehen für den Umbau verursacht. Da wir aktuell keine genauen Angaben aus der Verwaltung haben, gehen wir von 350.000 € für Zins und Tilgung aus. Heißt: Schon jetzt sind wir bei fast 1 Million Euro pro Jahr. Problem ist, dass wir dringend Geld auch in anderen Bereichen brauchen. Feuerwehren, Ausstattung und Gebäude der Grundschulen oder auch simpel unsere Straßen und Sportanlagen. Dort ist in den letzten Jahren nur sehr wenig passiert, entsprechend ist der Zustand.
Dass die Stadt kein Geld hat, ist nicht neu. Warum ist das jetzt ein Problem?
Aktuell hat die Stadt Schortens noch einen Liefervertrag für Energie zu alten Konditionen. Dieser Vertrag läuft zum 31.12.2023 aus. Dass wir ab 2024 deutlich höhere Preise zahlen müssen, ist schon jetzt klar. Der Zuschuss für das Bad wäre dann noch höher und wir werden diese Summe nicht allein tragen können. Und da es sich um eine so genannte freiwillige Leistung handelt, müssen wir da jetzt auch sparen. Denn es gibt Dinge, die wir als Stadt qua Gesetz machen müssen. Ein Hallenbad gehört nicht dazu.
Wie soll diese Situation verhindert werden?
Wir gehen zwei Wege, um das Hallenbad in Schortens dauerhaft betreiben zu können. Zum einen wollen wir das Bad in den kommenden vier Jahren komplett unabhängig von fossilen Energien machen. Entsprechende Planungsaufträge sind vergeben. Zum anderen brauchen wir eine solidarische Finanzierung, an der sich der Landkreis Friesland sowie die Gemeinden Wangerland und Sande und die Stadt Jever dauerhaft beteiligen. Darüber wird bereits verhandelt. Das Ergebnis steht allerdings noch aus.
Warum sollten der Landkreis und die Nachkommunen für das Schortenser Bad mitbezahlen?
Nun: Zum einen geht es um das Schulschwimmen. Das gehört zum Kerncurriculum des Lehrplanes und muss gewährleistet sein. Würde Schortens das Bad schließen, müsste der Landkreis ein eigenes bauen. Aber dafür ist auch kein Geld da. Zum anderen ist da die Wasserrettung, die von der DLRG gewährleistet wird. Dabei handelt es sich um eine Pflichtaufgabe des Landkreises. Er muss das sicherstellen.
Unsere Nachbarn möchten auch, dass ihre Kinder in den Grundschulen schwimmen lernen. Zudem nutzen auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus dem Umland das Bad. Kurzum: Wir haben alle ein gemeinsames Interesse, dass das Hallenbad in Schortens erhalten bleibt. Übrigens gibt es solche Modelle bereits. Zum Beispiel wird das Schloss in Jever von einem interkommunalen Zweckverband gemeinsam getragen. Vielleicht ist das auch eine Idee für unser Hallenbad. Auch diese Gespräche laufen bereits.